Leider ist die Zeit als Schlossdame und Schlossherrin zu schnell vorbei.
Nach dem Frühstück verlassen wir Eppan gen Padua, dem vorletzten Ziel der Reise, ehe wir Venedig erreichen.
Ich meine, wenn man sich die Fußgängerrouten ansieht, für die 181 km würde man 38 Stunden brauchen, aber nur, wenn man keine Pause einlegt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie strapaziös so eine Reise war, als es weder Auto noch Flugzeug, noch Eisenbahn gab.
Aber früher sah man das vollkommen anders. Uns sind an vielen Orten Schilder aufgefallen, dass zB. Goethe auf seiner Reise nach Rom hier übernachtet hat. Der ist einfach losgewandert und wurde vielleicht auch mal als Anhalter mitgenommen.
Nein, das stimmt natürlich nicht. Denn zu seiner Zeit gab es Postkutschen. Er nahm 1786 folgende Strecke: Karlsbad (er kannte den Roman ja nicht, ich übrigens auch nicht), Eger, Regensburg, München, Mittenwald (hier sind wir ihm das erste Mal begegnet), Scharnitz, Seefeld, Zirl, Innsbruck und den Brenner, Bozen, Trient zum Gardasee (na ja, der wollte mal baden), Torbole, Malcesine), Verona, Vicenza, Padua und Venedig. Von da aus ging es weiter nach Rom. Aber das interessiert eigentlich nicht.
Und mit den Bildern wird auch klar, warum jeder Ort den Zusatz "an der Weinstraße" trägt. Es wird nämlich Wein angebaut, wie hier am Kalterer See (in dem Goethe wegen der Kälte nur seine Fußzehen gesteckt haben soll). Zumindest kann ich den Reisebericht von ihm zitieren: "Ach! Seinem Namen macht er alle Ehr. Er war eiskalt! Weshalb ich nur hineinsteckte einen Zeh. In den Kalterer See."
Wir halten nur kurz für ein Foto an, den See kennen wir schon. Vom Weinbauern, da irgendwo.
Das Städtchen lohnt einen Besuch, denn es gibt gut erhaltene Architektur und eine Weinrebe, die schon verdammt alt ist. So alt, dass sie in meinem Roman Erwähnung findet.
So sieht sie aus und das Haus, an dem sie wächst.
Und hier kommen noch ein paar Bilder.
Vermutet man am Kalterer See das Ende der Alpen? Nein, denn es geht nochmals steil aufwärts, wenn man nach Trient weiterfährt. Aber die Strecke führt seit dem Brennerpass meist nach unten. Nur wenige Steigungen sind zu bewältigen.
Ich liebe diese alten italienischen Städte! Man findet überall eine leckere Eisdiele und sie sind in der Regel hübsch anzusehen:
Bereits seit einiger Zeit folgen wir der Brenta. Der Fluss ermöglicht den Reisenden ein angenehmes Verlassen der Alpen, denn es geht sanft hinab. Doch kurz vor Bassano del Grappa erreichen die Berge, die die Schlucht einengen, klaustrophobische Ausmaße.
Und dann hören die Berge plötzlich auf. Einfach so. So, wie sie begonnen haben. Plötzlich liegen sie hinter dir. Vor dir erstreckt sich eine weite Ebene. In weiter Ferne ragen die Euganeischen Hügel in die Höhe. Sie liegen südlich von Padua. Und eine Stadt: Bassano del Grappa.
Dein Magen knurrt und du weißt, es ist Zeit für ein kleines Mittagessen. Was liegt denn näher, als Bassano einen Besuch abzustatten? Wir freuen uns auf unsere ersten Panini seit langer Zeit. Und auf das Wiedersehen mit einer Brücke.
Doch dann kam ein wenig Ernüchterung. Die Ponte degli Alpini aus dem 13. Jahrhundert hat eine Restaurierung nötig. Schön ist sie dennoch! Nicht wahr?
Der venezianische Löwe ist auch zu sehen, denn die Stadt gehörte zur Republik Venedig. Was das Nashorn zu bedeuten hatte, weiß ich jedoch nicht.
Eine Stadt zu umrunden ist ja nicht schwer, es sei denn, ein paar Millionen Menschen leben dort. Dies trifft auf Cittadella nicht zu. Und wenn die Umrundung fast komplett auf einer 1461 Meter langen Stadtmauer stattfinden kann, wird so eine Wanderung zu etwas Besonderem. Zugegebenermaßen verzichten wir auf das Vergnügen. Wieder einmal ist es die Zeit, die drängt (trotz Slow-Travelling! Das nächste Mal machen wir Very-Slow-Travelling!) Aber das Vergnügen liegt ein paar Jahre hinter uns. Die folgenden Bilder stammen aus dem Jahr 2016. Wir stoppen nur kurz, um die Mauer von außen noch einmal zu bestaunen.
Auch in Padua waren wir bereits 2016 gut eine Woche lang. Deshalb werden wir nur einmal übernachten, ehe wir unser Ziel erreichen. Die Stadt bezaubert mit vielen Plätzen, Kirchen, dem Dom und seinen ungezählten Überwachungskameras. Aber es gibt einen Frühzahlerrabatt und ein geradezu vorbildliches Zahlsystem, wenn man Zum Beispiel auf einer Busspur unterwegs war. Nicht so schön ist der Verkehr, den man schon als chaotisch bezeichnen kann. Also Auto stehen lassen, Busse und Straßenbahnen nutzen und die Stadt erkunden. Es lohnt sich!
Als Unterkunft haben wir das Hotel Casa Del Pellegrino unweit des Doms gewählt. Von außen sehr schick, so auch in der Lobby, bietet es den Gästen eher bescheidene Zimmer.
Wir checken ein, bekommen einen Schlüssel und die Richtung gezeigt, in der das Zimmer liegt. Mit dem Aufzug geht es zwei Etagen nach oben. Direkt vor uns eine Hinweistafel, mit der wir unseren Raum finden werden. Es geht durch lange Flure und viele Winkel, bis wir einen Aufzug erreichen, mit dem wir noch ein paar Stockwerke nach oben fahren. Nun laufen wir zurück durch lange Flure und unübersichtlichen Abbiegungen, die Wege verstellt durch Wäschewagen und Müllsäcke. Endlich erreichen wir unser Zimmer. Ich schließe auf und mein Blick fällt auf das Bett. Ein Einzelbett, die Bettwäsche ungewohnt unordentlich. "Das könnte eng werden", sage ich. Meine Frau sagt: "Wir sind auch nicht alleine." Ein Rucksack lehnt an der Wand, ein T-Shirt hängt über den Stuhl. Das Zimmer ist bewohnt. "Vielleicht bekommen wir ein Zimmer mit Doppelbett, das noch nicht belegt ist", sage ich. Es geht durch lange Flure und unzähligen Abbiegungen zurück, immer den Hinweistafeln "Lobby" folgend. Nach zwei rumpeligen Aufzugfahrten erreichen wir sie und bekommen schulterzuckend ein anderes Zimmer zugewiesen. Die Arme durch das Kofferschleppen gefühlt 10 cm länger, gehen wir erneut auf die Suche. Dieses Mal ist es ein Doppelzimmer, eingerichtet im heimeligen Stil der 70er Jahre. Außer uns wohnt niemand darin. Dauer des Ganzen? Etwa eine Stunde, ehe wir das Hotel verlassen können.
Wir freuen uns auf einen kühlen Aperol Spritz, ein Gläschen Wein und mal sehen, wo es etwas leckeres zum Essen gibt. Doch zuvor ist es Pflicht, Galieo Galieleis Ex-Wohnhaus aus seiner Zeit in Padua zu suchen. Denn auch dieses Haus spielt eine Rolle.