Unsere Indonesienreise war eine Individualreise, die gut vorbereitet war. Die Hotels und die Transfers hatten wir gebucht. Dennoch war es keine Reise aus dem Katalog. Zwar gab es auch vorgefertigte Rundreisen, aber die waren uns zu kurz. Und das war auch gut so, wie wir festgestellt haben.
Java in 10 Tagen bedeutet nämlich eines: Man verbringt die meiste Zeit im Auto und damit im Stau.
30 Stunden Reisezeit haben wir in Kauf genommen, um auf die andere Seite der Erde zu gelangen. Die Bahnfahrt zum Flughafen, der Flug mit Zwischenstopp in Dubai und die Fahrt ins Hotel. 5 Stunden Zeitunterschied gibt es zwischen Jakarta und Deutschland. Eine weitere Stunde nach Bali.
Wir flogen in der Nacht ab, als wir in Dubai landeten war es immer noch dunkel. Auf Java setzte gerade die Abenddämmerung ein. Die Nacht ist sozusagen mit uns gereist. Den sehr kurzen Tag haben wir einfach wie im Flug übersprungen.
Jakarta
Iis und Nono holen uns vom Flughafen ab. Mit den beiden verbringen wir unsere Zeit auf Java. Iis ist ziemlich klein, sie geht mir gerade Mal bis zur Brust. "Mini-Asia-Frau", so hat sie sich selbst einmal bezeichnet. Sie spricht recht gut Deutsch, das hat sie im Goethe-Institut gelernt. Für ein Semester hat sie in Braunschweig gelebt. Iis ist unsere Reiseleiterin, Nono der Fahrer. Es ist irgendwie der Wahnsinn, dass 2 Reisende 2 Menschen Brot und Arbeit, sowie die Unterkunft bezahlen.
Die Hauptstadt Indonesiens begrüßt uns mit Hitze und Stau. Der Verkehr ist chaotisch. Jede Lücke wird ausgenutzt, um zu überholen, sich einen Vorteil zu verschaffen. Da das alle tun, kommt man kaum voran. Die Straßen sind immer notorisch verstopft, die Leute fahren von der Arbeit nach Hause. Ein Arbeiter kann sich das Leben in Jakarta nicht leisten, erklärt Iis.
Bangkoks Verkehr ist harmlos, stelle ich fest und erwarte ständig, dass es gleich kracht. Doch wir kommen nach 2 Stunden heil im Hotel an.
Die Skyline vom Hotelzimmer aus gesehen
Und am Morgen. Dunst und Smog
Bei einer Rundreise aus dem Katalog würde es sofort nach Bogor weitergehen. Wir haben uns für die Langfassung entschieden, bleiben also noch in Jakarta. Eine Stadtrundfahrt steht auf dem
Programm. Nun ja, wir stehen mehr, als wir fahren. Nono macht sich über andere Fahrer lustig, denen er den Weg abschneidet und hupt alle an, die dasselbe bei ihm versuchen.
Unser erstes Ziel ist Sunda Kelapa, der alte Hafen. Dort liegt die weltweit größte Flotte an Lastenseglern, Pinisi genannt.
Eine Menge Soldaten sind unterwegs, alle mit dicken Kameras bewaffnet. Bevor wir fragen können, stürzt sich die erste Armeeangehörige schon auf uns. Sie will unbedingt ein Foto von uns. Ehe wir uns versehen, sind wir umringt von Soldaten. Alle wollen sie uns ablichten. So erfahren wir, dass sie einen Fotokurs absolvieren.
Ein weiteres Ziel der Rundfahrt ist das alte niederländische Viertel mit dem Puppenmuseum, in dem hauptsächlich Leder- und Holzpuppen ausgestellt sind, die Hauptdarstelle der beliebten
Puppenspiele. Kleinere Abteilungen zeigen auch Puppen anderr Länder und Gamelaninstrumente.
Beliebt sind Fahrten mit dem Hollandrad. Dazu braucht man natürlich die entsprechende Ausstattung an farblich passenden Helmen und für die Damen Hüte. Allerdings braucht man auch eine gehörige Portion Lebensmüdigkeit, da der Verkehr auch im holländischen Viertel mörderisch ist.
Die Masjid Istiqlal ist die größte Moschee Südostasiens. Sie ist alles andere als ein Prachtbau. Iis fragt uns, ob wir sie von innen besichtigen möchten. Ich frage zurück, ob sie innen genau so schön ist, wie von außen. Sie lacht, zuckt die Schultern und verneint es. Wir verzichten auch auf die Besichtigung der Kathedrale gegenüber. Der neogotische Bau aus dem Jahr 1900 sieht ebenfalls nicht gerade schön aus.
Iis ist Muslimin, wie 86% aller Einwohner Jakartas. Sie sagt, dass in Indonesien wohl der liberalste Islam gelebt wird. Wenn sie zur Arbeit geht, darf sie kein kopftuch tragen. Sie sagt dann: "Allah, ich muss jetzt zur Arbeit. Du weißt ja Bescheid." Überhaupt hat sie einen typisch asiatischen Humor und ist äußerst sympathisch. Ihr Motto ist: Lachen ist gesund und kostet nichts. Nono hingegen, der weder Englisch noch Deutsch spricht, wirkt eher etwas verschlossen.
Während wir von Ort zu Ort fahren (oder besser gesagt, im Stau stehen), erfahren wir, wie die Menschen in der Hauptstadt leben. Die Metropolregion hat 30.000.000 Einwohner, Jakarta selbst etwa 10.000.000. Dazu kommen illegale Einwohner, die von der Regierung auf einer der Inseln etwas Land zugewiesen bekommen haben. Doch nach einem Jahr werden sie nicht mehr unterstützt. Die Böden sind zudem für Acker- oder Reisanbau nicht immer geeignet. So kehren sie zurück in die Hauptstadt und leben unter Brücken oder in Slums.
Das Einkommen eines Arbeiters beträgt 1.500.000 Rp (das sind etwa 100 €). Es sind diejenigen, die nur die Grundschule besucht haben. Beamte und Beschäftigte, die das Gymnasium abgeschlossen haben, erhalten 2.500.000 Rp, Staatsangestellte bekommen zusätzlich 30 kg Reis/Monat und wenn jemand einen Hochschulabschluss hat, verdient er 3.500.000 Rp aufwärts. Selbst mit dem hohen Gehalt ist es schwer, in Jakarta zu leben, weil Wohnraum sehr teuer ist. Das nominale PIP/Einwohner liegt bei 3.500$. Die Löhne auf dem Land sind wesentlich geringer.
Abends gehen wir in ein von Iis empfohlenes Restaurant. Was sie vergisst, ist uns zu erklären, wie es dort funktioniert. Das holt sie erst am nächsten Tag nach.
Außer unserem sind noch ein paar der Tische belegt. Egal wie schmächtig die Gäste sind, vor allen stehen zig Schälchen und Teller. Und statt uns eine Karte zu bringen, laden zwei Männer auch
unseren Tisch voll. Reis, scharf eingelegte Hühnerschenkel, gekochte Hühnerschenkel, der allseits beliebte Wasserspinat in mehreren Versionen oder Tintenfisch sind in den Schüsseln. Dazu wird Tee
gereicht. Wir langen kräftig zu. Es schmeckt alles sehr gut, bis auf den Tintenfisch, der zu lange gekocht hat.
Wir sind fertig, alles wird abgeräumt. Einer der Männer kommt mit einem großen Taschenrechner an unseren Tisch, beginnt auf die Schüsseln zu deuten, zu schreiben und dann zu rechnen. Anerkennend
nickt er schließlich, da wir alles zumindest probiert haben. Wir zahlen dann für alle Portionen ein paar Euro zusammen. Nun wissen wir, wie dieses Restaurant funktioniert. Nicht verspeiste
Portionen gehen zurück in die Küche, die bekommt der nächste Gast vorgesetzt.
Iis und Nono wohnen nicht in unserem Hotel. Sie sind in der Nähe in einem Gästehaus untergebracht. Bei einer ähnlichen Reise durch Sri Lanka hatten wir "Rundum-Betreuung" durch unseren
Reiseleiter. Manchmal waren wir froh, dass er uns nicht auch noch ins Hotelzimmer begleitet hat. Wenn nichts auf dem Programm steht, sind wir also alleine.